Normierung – Individualisierung
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- Erstellt: Donnerstag, 25. Oktober 2018 13:45
Normierung und Individualisierung sind zwei Gestaltungsvarianten gesellschaftlichen Zusammenlebens. Individualisierung ist eine Entwicklung der Neuzeit, die ihren politischen Ausdruck im Liberalismus gefunden hat. Demokratie basiert auf der individuellen Urteilsfähigkeit jedes Bürgers. Dass der Mensch sich in den letzten Jahrhunderten aus sozialen Verbänden (Familie, Sippe usw.) heraus in Richtung Individualität entwickelt hat, ist eine historisch beobachtbare Tatsache. Kaum jemand dürfte heute bereit sein, auf die individuelle Gestaltung seines Lebens zu verzichten. Auf der anderen Seite verlangt gesellschaftliches Zusammenleben Übereinkünfte zwischen Individuen. Konflikte bei der einvernehmlichen Benützung der Waschküche im Mehrfamilienhaus oder Littering an Orten mit starkem Publikumsverkehr deuten die Schwierigkeiten an, die einem guten Zusammenleben im Wege stehen. Die scheinbar einfachste Lösung für Probleme des Zusammenlebens wird oft in der Normierung gesehen. An die Stelle von sozialen Prozessen (Auseinandersetzung zwecks Lösungsfindung) treten immer längere und detailliertere Reglemente. Prozesse im Spannungsfeld von Individualisierung und Normierung werden auf diesen Seiten beschrieben.