Ego first?
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- Erstellt: Mittwoch, 04. Oktober 2017 11:48
Noch ist es erst wenige Jahrhunderte her, seit hauptsächlich eine Institution die Verantwortung für alles gesellschaftliche Geschehen beanspruchte. Es war die Religion (Kirche), die bis tief in Einzelheiten des Lebensführung hineinwirkte, aber auch in der weltlichen Machtpolitik mitmischte. Der einzelne Mensch war weitgehend der Verantwortung enthoben. Entsprechende Ambitionen der Kirche (und Imame) sind noch nicht überall spurlos verschwunden.
Dann setzte sich mit dem ausgehenden Mittelalter beziehungsweise der Renaissance allmählich das Ich durch, das beansprucht selber zu erkennen und selber Regeln zu setzen.
Mit den revolutionären Umwälzungen seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, vor allem mit der bürgerlichen Revolution Mitte des 19. Jahrhunderts und der gleichzeitigen technischen Revolution verschoben sich Entscheidungsgewalt und Macht zunehmen zum Einzelnen. Es entwickelten sich eine Marktwirtschaft und die dazugehörige politische Ideologie (Liberalismus), die die Eigenverantwortung betonten und die Unternehmer dazu aufforderten, den Eigennutzen zu maximieren – mit der Idee, dass Egoismus automatisch altruistische (Wohlstands-) Effekte zeitige. Es kam nicht ganz so, wie gedacht. Der Staat musste intervenieren – gegen Verelendung, gegen Umweltschäden.
Die fatale Wirkung des Liberalismus zeigt sich darin, dass die propagierte Eigenverantwortung offensichtlich zu einem Ausschluss von Mitverantwortung oder Gesamtverantwortung führt – was den Staat zu immer neuen Interventionen und Regulierungen auffordert. Merkwürdigerweise wird gleichzeitig das Verursacherprinzip hochgehalten, aber leider sehr eng verstanden. Wenn die Wirtschaft z.B. nur schon im Rahmen von Branchen dafür aufkommen würde, was sie anrichtet, würden staatliche Interventionen (zunächst punktuell) überflüssig. Was ansatzweise entstünde (und auch schon entstanden ist), wird hier assoziative Wirtschaft genannt.
Die Propagierung der Marktwirtschaft von der Volksschule bis zum Volkswirtschaftsstudium ist nicht dazu angetan, Mitverantwortlichkeit zu fördern. Deshalb soll in den Abschnitten Ausbildung (Schule) und Managementkultur-Entwicklung weitergetragen werden, was in den CoOpera-Zusammenhängenseit über 30 Jahren erforschch und geübt worden ist.
Ausführlich wird das Thema Mitverantowrtlichkeit im Buch „Solidarwirtschaft“ dargestellt.