Wirtschaft als Ausbildungsthema

GtterWirtschaftsbewusstsein im alten Ägypten: Die Wirtschaft wird von den Göttern gelenkt.
Wirtschaftspraxis in der Antike: Wirtschaft ist Sache der Sklaven.
Entwicklung im Mittelalter: Das benediktinische "ora et labora" will Arbeit in die christliche Kultur integrieren.
Frühmodernes Bewusstsein: Wirtschaft wird von den unsichtbaren Händen des Marktes gelenkt. - Göttergleich - also zurück auf Feld 1?

"Solidarwirtschaft" ist kein Schulbuch im engeren Sinn. Es ist aber so geschrieben, dass es (mit Einbezug eines Ausführlichen Glossars) voraussetzungslos verstanden werden kann. 14 eingestreute Texte (Zitate aus dem Buch) fokussieren je auf ein Thema, das sich für eine lernende Erkundung anbietet. Im Folgenden werden drei Texte als Beispiele mit kurzen Anmerkungen für die Lernsituation wiedergegeben. Weitergehende Vorschläge und Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Themen können zur Verfügung gestellt werden.

 

Text 1: Flucht aus der Konkurrenz

"Der Markt tendiert zu einem gnaden­losen Kampf aller ge­gen alle. Die Preise sinken, die Erträge noch mehr. Aus diesem Gladiatorenkampf der weltweiten Konkurrenz gibt es Flucht­wege. Die neue Erkenntnis lautete: Es gibt ergiebigere Er­tragsquellen als den physischen Um­gang mit Gütern. Man verkauft und kauft nun keine Jeans mehr, son­dern eine Mar­ke. Die Geschäfts­tätig­keit besteht nicht mehr in der Pro­duktion und Ver­kauf, sondern im Pfle­gen der Mar­ke und im Kassieren von Lizenzeinnah­men. Die­ser Weg führt offensichtlich aus der Wirt­schaft hinaus in den geistig-kul­tu­rellen Be­reich: Es wird entworfen, konzi­piert, es wird entwi­ckelt, es wird ein ,Kult' geschaf­fen."

Aus dem Kapitel: Fluchtwege aus der Konkurrenz

Themen-Stichwörter:

Markt, Marketing, Marke, Lizenz, Wirtschaftsleben, Geistesleben

Bereich erkunden

Beispiele sammeln zu den folgenden Fragen:
Welche bekannten Produkte werden "physisch" von derselben Unternehmung produziert, die auch Markeneigentümerin ist? Bei welchen Marken sind Marke und Produktion getrennt?
Wie haben sich die Marken in den genannten Beispielen entwickelt? Welche soziale Bedeutung haben "Kult-Marken"? Gibt es Entsprechungen zwischen den Eigenschaften der Marken und den Eigenschaften der KonsumentInnengruppen, die diese Marken kaufen? Welches sind die Preisdifferenzen zwischen No-name- und Kult-Marken?
Welche "Techniken" kann ein Marken-Inhaber anwenden, um die Marke aufzubauen und im Markt zu halten?
In welchen Bereichen ausserhalb Konsumgütern gibt es Lizenzen, für die bezahlt wird?

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Funktionen des Wettbewerbs: Wettbewerb der Ideen / Geistesleben; Wettbewerb in der Wirtschaft; Rolle wirtschaftlicher Macht im Wettbewerb; Rolle rechtlicher Vorteile im Wettbewerb. Auswirkungen des Wettbewerbs: auf die technologische Entwicklung; auf die wirtschaftliche Entwicklung; auf das Individuum.

Text 2: Unternehmertum

"Es gibt (chemische) Elemente, die man mischt, und dann be­ginnt ein Prozess. In vielen anderen Fällen muss zuerst Pro­zesswärme zuge­führt werden. So ist es auch in der Wirt­schaft. Boden, Arbeit, Kapital sind die „Zutaten". Es braucht den unter­nehmerischen Impuls als Pro­zesswärme. Jeder und jede kennt zwei unter­schied­liche Stimmungen: Da steht ein altes Gebäude im Stadtzentrum, das man für ein paar Jahre nutzen könnte. Im einen Fall wird end­los ausge­tauscht: „man könnte", „man sollte", vielleicht werden Pläne so­gar konkre­tisiert. Es gibt eine kurz aufflammende Begei­ste­rung. Aber niemand macht et­was. Im anderen Fall sagt bald je­mand: ich will da einsteigen, wer macht mit?! Der Pro­zess kommt in Gang. Wirtschaftliche Entwicklung steht und fällt mit initiati­vem Un­ternehmertum."

Bereich erkunden

Unternehmung: dabei kann es sich um einen Familienausflug, ein Klassentreffen, um die Gestaltung eines Gartens oder um eine Gründung eines Vereins oder eines Dienstleistungsbetriebs handeln. Wie lässt sich der Ablauf im konkreten Fall beschreiben. Idee, Kritik, Initiative, Diskussion, Information, Vereinbarung und weitere Vorgänge? In welcher Reihenfolge, von wem eingebracht, Reaktionen. Welches sind die Voraussetzungen, damit überhaupt ein Anfang gemacht wird; welches die Voraussetzungen, dass das Vorhaben zur Durchführung kommt; welches die Voraussetzungen, dass eine Initiative längerfristig Bestand hat?
Welches sind die Motive, die der Gründung zugrunde liegen? Eigene Bedürfnisse? Bedürfnisse anderer? Hat das Unternehmen Nebeneffekte auf Dritte? Werden solche bedacht? Werden Betroffene einbezogen?
Beschreibung bekannter Unternehmen (im Kultur- oder Wirtschaftsbereich). Was ist von deren Gründung bzw. Gründer bekannt? Wie ist der Erfolg zu erklären? Gibt es Schattenseiten?

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Initiative zwischen Geistesleben und Wirtschaftsleben. Rolle rechtlicher Aspekte. Initiative und Umfeld / Umwelt.

Text 3: Normierung, Zentralisierung

"Staatliche Normierungen und Kontrollen tendieren zu immer stärke­rer Zentralisierung und damit zu im­mer grösserer Lebensfremdheit. In der Schweiz und der Europäischen Union ist dies ein Dauerthe­ma. Dass sich diese Normierungen und Regulierun­gen sehr le­bensfeind­lich auswirken können, zeigt sich in den europäischen Krisengebieten wie Portu­gal, Spa­nien, Griechenland. Viele Menschen sehen sich in ei­ne Subsistenzwirt­schaft zurückgeworfen, neh­men die­se Herausforde­rung auch an, kaufen einige Hüh­ner, ein Schaf oder produzieren für den Laden um die Ecke oder das nahegele­gene Restau­rant – und wer­den gebüsst, weil sie die entsprechen­den Aufla­gen nicht erfüllen, die von der EU auf dem Niveau von Eierfabriken mit Zehntausenden von Hüh­nern oder von Fleischfabriken formu­liert worden sind."

Aus dem Abschnitt "Gemeingüter"

Recherchierend lernen

Fallbeispiel: Die Betreiber eines Take-aways stellen ihren Plakatständer jeweils mitten auf den Bürgersteig / Trottoir. Eltern mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer kommen kaum daran vorbei. Sehbehinderte stolpern gelegentlich über den Plakatständer. Der Stadtrat beschliesst ein Reglement, das alles bewilligungspflichtig macht, was ausserhalb der Gemarkung des eigenen Hauses aufgestellt wird – unter der Voraussetzung, dass das aufgestellte Objekt einem Bedürfnis der Kundschaft entspricht. Dem Take-away-Betreiber wird eine kleinere Plakattafel mit der Auflage bewilligt, dass diese direkt an der Hauswand stehen muss. (Die Plakattafel weist auf das sonst nicht auffalnde Angebot hin.) Nicht bewilligt werden die beiden Buchsbäumchen in Holztöpfen links und rechts des Eingangs des Anwaltsbüros, da diese nicht mit dem Zweck seines Geschäfts zu tun hätten und keinem Kundenbedürfnis entsprächen.

Eigene Beispiele.

Zusammenhänge herstellen

Ordnungs muss sein! Muss Ordnung sein? Ordnung als Voraussetzung des Zusammenlebens. Ordnung als Resultat obrigkeitlicher Rechtssetzung. Ordnung als Ergebnis eines Aushandlungsprozesses.