Leonardo Sciascia: Ein Sizilianer von festen Prinzipien

Goethe in Sizilien.

MonrealeTatsächlich fällt auf, wie selektiv der Goethe, der «von vielerlei Geistern verfolgt und versucht wird» (Goethe über sich selber), Sizilien wahrnimmt. Von einem Universalgelehrten hätte man vielleicht erwartet, dass er sich auch ein wenig den gut tausend Jahren der nachgriechischen Zeit zuwendet. Doch Sizilien ist – für Goethe – einerseits griechische Kultur, andererseits Natur, insbesondere Botanik und Geologie. Am 17. April 1787 kam er im botanischen Garten in Palermo der Idee der Urpflanze ganz nah. Eine Woche davor hatte er Monreale, das Kloster oberhalb Palermo, besucht, das heute täglich von Tausenden besichtigt wird. Denn dort steht eine vom Normannenkönig Wilhelm II in Auftrag gegebene und im 12. Jahrhundert erbaute Kirche. Spektakulär sind die Mosaiken im byzantinischen Stil (Detail siehe Abbildung) mit dem gewaltigen Christus als Pantokrator in der Apsis – vergleichbar der anderen normannischen Kirche in Cefalù. Doch Goethe schreibt kein Wort von dieser Kirche – so, wie die Geschichte Siziliens der nachgriechischen Zeit für Goethe insgesamt kein Thema war. Selbst die Gegenwart des Jahres 1787 nimmt sich seltsam blass aus. Er erzählt von einem Essen, das er an der Seite des Vizekönigs einnahm. Dessen Namen (Domenico Caracciolo) erwähnt er nicht. Hatte er das politische Spannungsfeld, in welchem dieser stand, der fünf Jahre zuvor die Inquisition abgeschafft hatte und selber zwei Jahre nach Goethes Besuch abgelöst worden ist, nicht wahrgenommen? Caracciolo, dieser neapolitanische Intellektuelle und Kosmopolit, der Botschafter in Paris gewesen war und französische Aufklärer zu seinen Freunden zählte, passte nicht in das sizilianische Feudalsystem der Barone und Herzoge.

Johann Gottfrie Seume: Spaziergang nach Syracus

Allerdings stellen wir auch in Johann Gottfried Seumes Spaziergang nach Syrakus aus dem Jahr 1802 fest, dass das ganze Interesse der gebildeten Besucher jener Zeit dem klassischen Altertum gehörte. Die Schilderung der Schlachten durch die klassischen Geschichtsschreiber hatte Seume offenbar detailliert vor Augen, zum Beispiel als er die Landschaft bei Syrakus betrachtete: «Hinter uns lag der mons crinitus, wo die Athenienser bei der unglücklichen Unternehmung gegen Sizilien standen. Dort unten rechts an der alten Mauer, welche die Herren von Athen umsonst angriffen, stand das Haus des Timoleon, wo man bei der kleinen Mühle noch die Trümmer zeigt. Links hier unten brach Marcellus herein, drang dort hervor bis in die Gegend des kleinen Hafens, wo der schöpferische Geist Archimedes mit dem Feuer des Himmels seine Schiffe verzehrte ... »

Diese Fixierung auf das klassische Altertum können wir den gebildeten «Touristen» vor über 200 Jahren allerdings nicht verargen. Wer heute nach Ägypten reist, wird sich ja auch primär für Pyramiden und Tempel und nicht für die Jahrtausende danach interessieren. Hinzu kommt, dass die Epoche des Mittelalters überhaupt erst zur Zeit der Romantik zu interessieren begann.

Sizilien! Welche Assoziationen weckt der Name dieser Insel am südlichen Ende Italiens?

Leonardo Sciascia füllt mit seinen Erzählungen aus der Zeit des 16. bis zum 18. Jahrhundert also eine Lücke. Sciascia wurde in Racalmuto, einem Städtchen nordöstlich von Agrigent auf Sizilien geboren. Wenn wir bei der Nennung Siziliens bald einmal an die Mafia denken, so ist dieser Gedanke In Bezug auf Leonardo Sciascia nicht abwegig. Davon wird die Rede sein. Aber Sciascia war auch Historiker. Die Erzählung oder der historische Bericht Tod des Inquisitors greift den Prozess gegen einen Mönch auf. Dabei wird sichtbar, dass es spanische Inquisitoren sind, die zu jener Zeit in Sizilien ein Machtzentrum darstellten. Wenn man noch weiter in der Geschichte dieser Insel zurückgeht, sieht man immer wieder andere Mächte und Kulturen dominieren. Dies zu verstehen ist wohl dann am einfachsten, wenn man sich Sizilien als ein Zentrum der alten Welt vorstellt. Diese Welt war das Mittelmeer und Sizilien liegt mittendrin. Selbstverständlich setzten sich in ganz frühen Zeiten die Phönizier auf der Insel fest. Die griechische Kultur, die wir der Einfachheit halber meist nur mit Griechenland assoziieren, war genauso auf Sizilien zuhause. Gewaltige Tempelruinen legen davon Zeugnis ab. Während uns die Präsenz des Islam in Spanien sehr vertraut ist, wissen wir von seinem Einfluss in Sizilien in der Regel sehr wenig. Der maurische Einfluss in Kunst und Architektur ist aber unübersehbar. Und dann kamen die Normannen als Eroberer. Grosse Kirchenbauten sind unter ihrem Einfluss entstanden. Schliesslich kamen die Spanier, die Sizilien vor den Ketzern bewahren wollten. Derweil beherrschte eine Feudalklasse Wirtschaft und Gemeinwesen und sorgte dafür, dass an den archaischen sozialen Verhältnisse möglichst nichts änderte. Im Unterschied zu weiten Teilen Europas erreichten die französische Revolution beziehungsweise Napoleon Sizilien nicht richtig. Ist es verwunderlich, dass die von allen Mächten unterdrückte Bevölkerung Organisationsformen und Überlebenstechniken entwickelten, die unabhängig von den staatlichen oder kirchlichen Herrschaftsstrukturen funktionierten und noch funktionieren?

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Wagenknecht: Die Selbstgerechten

Die Entwicklung ist bekannt: im 19. Jahrhundert zogen die brot- oder erwerbslosen Menschen zu Tausenden in die Städte, um in der Industrie Arbeit zu finden. Es entstand die Arbeiterklasse. Der Begriff der Klasse wurde von Soziologen allerdings schon früh hinterfragt. Denn die Arbeiter verwendeten für sich in der Regel nicht den Begriff «Arbeiter», sondern sie bevorzugten Berufsbezeichnungen: Drucker, Maschinenführer, Modellschreiner usw. Trotzdem war die gemeinsame Not und waren die sozialen Gemeinsamkeiten gross genug, um sich gewerkschaftlich zu organisieren und gegen Ausbeutung anzukämpfen.

Die Fabriksäle mit einem Arbeiter oder einer Arbeiterin neben dem/der anderen, welche das gemeinsame Arbeiterschicksal sicht- und erlebbar machten, sind verschwunden. Die Arbeitswelt hat sich fundamental geändert. Die Einwanderung aus sehr unterschiedlichen Kulturen hat die erlebbaren Gemeinsamkeiten aufgelöst. Geblieben sind die sozialdemokratischen Parteien, die sich für die Interessen der Arbeitenden einsetzen wollen. Die Parteimitglieder gehören nur noch selten der «working class», viele gehören der akademischen Elite an. Gleichzeitig sind die Unterprivilegierten zu rechtsstehenden, populistischen Parteien abgewandert. Durch die Bücher von Didier Eribon, der im gewerkschaftlich geprägten Arbeitermilieu aufgewachsen war, wird der Wandel erlebbar. Seine ursprünglich gewerkschaftlich orientierten Eltern folgten schliesslich dem Front National.

Etwa in diesem Szenario spielt Sahra Wagenknechts Buch «Die Selbstgerechten». Selbstgerecht sind (aus ihrer Sicht) die Politiker der sozialdemokratischen Parteien, die im Buch meist «Linksliberale» heissen, die sie aber lieber als «Linksilliberale» bezeichnen würde. Vor allem im Anfangskapitel («Moralisten ohne Mitgefühl») ist ihre Bezeichnung «Lifestyle-Linke». Die Titel der einzelnen Abschnitte sagen viel über den Inhalt: «Die Lifestyle-Linke»: «weltläufig und sprachsensibel», «Bessergestellte unter sich», «Die Wähler ergreifen die Flucht».

Der Untertitel des Buchs verwendet zwar den Begriff «Gegenprogramm». Dass es sich bei diesem Buch um ein Programm handeln könnte, wird man beim Lesen leicht vergessen. Im Zentrum des Buchs steht die Beschreibung einer Gesellschaft und Wirtschaft mit ihren Veränderungen mit sehr vielen zutreffen-den Beobachtungen und Analysen, meist gut belegt, manchmal auch etwas «freihändig» wirkend. Aber nur schon deshalb eine lohnende Lektüre.

Ablesen lässt sich Programmatisches anhand von Wagenknechts Kritiken, z.B. des Multikulturalismus, dessen Entstehung sie anhand des Beispiels der englischen Stadt Birmingham darstellt. Die Stadt lud Vertreter von ethnischen Gruppen zur Lösung von anstehenden Problemen ein. Damit «begannen sich Menschen mehr und mehr in diese Kategorien zu definieren und sich verstärkt von der Mehrheitsgesllschaft … abzugrenzen.» (S. 117)

Besonders sprechend ist das Beispiel der inkorrekten «Zigeunersauce», das von vielen Rezensenten aufgegriffen worden ist: Wegen der Rassismusdebatte in den sozialen Netzwerken, teilte das Unternehmen im August 2020 mit, werde der Knorr-Klassiker Zigeunersauce ab sofort unter neuem Namen als «Paprikasauce Ungarische Art» in den Supermarktregalen zu finden sein. Die Kampagnenleiter der Korrekten feierten den Erfolg. Freilich, der verschlechterte Tarifvertrag, den Unilever fast zeitgleich zum heroischen Abschied von der Zigeunersauce den 550 verbliebenen Mitarbeitern im Knorr-Stammwerk Heilbronn mit der Drohung aufgezwungen hatte, den Betrieb andernfalls ganz zu schließen, besteht unverändert. Er bedeutet für die Knorr-Beschäftigten Personalabbau, niedrigere Einstiegsgehälter, geringere Lohnsteigerungen und Samstagsarbeit. Anders als die Zigeunersauce hatte all das allerdings nie für bundesweite Schlagzeilen oder gar für einen Shitstorm der sich links fühlenden Twitter-Gemeinde gesorgt.

Korrekte Sprache und Schreibe ist aus Sicht von Wagenknecht ein Herzensanliegen der Eliten. Sie selber will sich um die Sorgen der Unterprivilegierten kümmern. Dazu gehört unter anderem eine restriktivere Einwanderungspolitik. Sie plädiert für Entglobalisierung, für den Nationalstaat. Treibstoffverteuerung als Element der Umweltpolitik lehnt sie ab, da es die Unterprivilegierten besonders treffe usw. Wenn man die daraus abgeleiteten politischen Postulate auf schweizerische Verhältnisse überträgt, landet man im Bereich von SVP-Forderungskatalogen. Nicht erstaunlich, dass die AfD ihr Beifall zollt und sie sich Schwierigkeiten mit ihrer eigenen Partei Die Linke eingehandelt hat.

Eins zu eins entspricht ihr «Gegenprogramm» allerdings nicht den Vorstellungen von AfD oder SVP. Wagenknecht argumentiert durchaus von einem antikapitalistischen Standpunkt aus. Und sie präsentiert dazu sogar einen Vorschlag, wie er von linker Seite trotz Juso-Forderung nach «Überwindung des Kapitalismus» meines Wissens noch nie vorgestellt worden ist. Sie stellt «Ein neues Leistungseigentum» vor: Wir brauchen «eine Gestaltung des Eigentums, die es in Zukunft ausschliesst, dass wertvolle wirtschaftliche Strukturen und Arbeitsergebnisse Zehntausender Beschäftigter von Investoren geplündert und im schlimmsten Fall zerstört werden können. Es muss verhindert werden, dass ganze Unternehmen zum Spekulationsobjekt werden können und unter dem Einfluss dividendenhungriger Anteilseigner ihre ökonomische Aufgabe nicht mehr erfüllen.» (S. 292) Sie weiss zu berichten, dass die heutige Konstruktion des Aktienrechts «von Adam Smith bis Walter Eucken von allen echten Marktwirtschaftlern abgelehnt wurde». Sie will einen Rechtsrahmen, «der den inneren Widerspruch der Kapitalgesellschaft aufhebt und die Logik der Begrenzung von der Haftung für Verluste auch auf den Anspruch auf Gewinne überträgt.»

Dass Wagenknechts Ideen ganz in der Nähe des von anthroposophischer Seite lancierten «Verantwortungseigentums» liegen, belegt sie selber mit einem Hinweis auf die Stiftung Verantwortungseigentum. Damit geht sie klar über das etwas marktschreierische und inhaltsleere Juso-Postulat der Überwindung des Kapitalismus hinaus. Obwohl sie in der Regel keinen Zweifel daran lässt, dass der Staat in vielen Dingen eine stärkere Rolle spielen müsste, überschätzt sie dessen Omnipotenz nicht und ist bereit unternehmerischen Initiativen einen Handlungs- und Rechtsraum zu schaffen.

Zwei Details im Zusammenhang mit dem Leistungseigentum scheinen mir symptomatisch: Während Wagenknecht sehr viele ihrer Hinweise mit Quellenangaben belegt, fehlt eine solche beim Leistungs- bzw. Verantwortungseigentum. Hier ist sie: https://purpose-economy.org/de/whats-steward-ownership/. Und: Keine der vielen Rezensionen, die ich durchgesehen habe, geht auf Wagenknechts Idee des Leistungseigentums ein, der vielleicht einzigen wirklich originellen Idee im ganzen Buch. Denn die übrigen Feststellungen und Forderungen lassen sich alle auf dem konventionellen Links-Rechts-Schieberegler einstellen und der Streit beschränkt sich darauf, ob Wagenknecht nicht zu viel «rechts» in ihr «links» hineingemischt habe. Für die Strategen sozialdemokratischer Parteien könnte Wagenknechts Buch eine gute Grundlage für eine Grundsatzdiskussion sein. Für andere steckt mindestens die Botschaft im Buch, dass viele gesinnungsmässigen Gleichsetzungen nicht zwingend sind, wie beispielsweise antikapitalistisch = genderpolitisch = freizügige Einwanderungspolitik = ökologisch usw.

Im Wirbel der Identitätszuschreibungen

Ich bewundere Mithu Sanyal, die Autorin des Romans Identitti. Mitten im Debattengelände bissiger Identitätsauseinandersetzungen schreibt sie einen Roman, der auf dem Thema virtuos surft, es aber gleichzeitig in unzähligen abgebildeten Diskussionen sehr ernst nimmt. Die Fiktionalität wird durch enge Realitätsbezüge eingeschränkt, trotzdem bleibt der Erzählfluss locker bis ironisch, ein Leservergnügen. Allein schon der Titel Identitti ist ein Hinweis auf ein Augenzwinkern.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Die Hauptfigur Nivedita, die mit der Autorin den indischen Vater und die polnische Mutter gemeinsam hat und damit auch ein wenig als Alter Ego der Autorin angesehen werden kann, ist Studentin der Gender und Postcolonial Studies. Ihre verehrte und geliebte Professorin von grossem Wissen und intellektueller Brillianz namens Saraswati ist (scheinbar) indischen Ursprungs. Nur scheinbar, denn ihr Halbbruder entlarvt sie als Deutsche, die sich durch medizinische Eingriffe ein indisches Aussehen verschafft hatte. In dieser für Sein und Schein hochsensibilisierten Umgebung verursacht dieses unfreiwillige Coming out eine gewaltige Erschütterung und grösste Auseinandersetzungen zwischen Dozentin und Studentinnen, aber auch unter den Studentinnen selber. Ist es legitim als etwas zu scheinen, was man nicht ist, sich als Angehörige einer Race auszugeben, der man nicht angehört? Allerdings: wurde nicht eben auch diskutiert, dass es Rassenunterschiede gar nicht gibt, sondern dass diese Zugehörigkeiten samt und sonders soziale Konstruktionen sind? Wie kann denn ein Anderssein verurteilt werden, das es gar nicht gibt? «Weiß ist kein Zustand, genauso wenig wie Schwarz. Race muss hergestellt werden. Doing race. Also, wie wird Weisssein hergestellt? Was ist weisse Sozialisation? Was ist weisse Zurichtung?» So doziert die Professorin mit dem Namen einer indischen Göttin (S. 192). Und sie fährt fort: «Es ist die einfachste Sache der Welt, sich die trötigsten Meinungen der Gegenseite herauszupicken und sich darüber lustig zu machen. Und noch leichter, wenn man diese aus dem Kontext reisst. Was ich von euch verlange: dass ihr nicht nur die Argumentation der Gegenseite versteht – das auch! – , sondern, viel wichtiger, die Motivation, die sie zu dieser Ansicht bringt. Und damit meine ich nicht, ihnen gedankenlesend eine – in der Regel niedere – Absicht zu unterstellen. Ich will, dass ihr herausfindet, wirklich herausfindet, was Menschen zu Überzeugungen bringt, die euren Überzeugungen diametral entgegenstehen. Ihr müsst diese Überzeugungen danach nicht teilen. Tatsächlich finde ich aber, dass ihr erst danach das Recht habt, diese Überzeugungen nicht zu teilen – anstatt sie einfach nur unreflektiert abzulehnen. Erst solches Verständnis wird es euch ermöglichen, anders mit anderen Personen zu reden.» (Wenn das doch auch diejenigen beherzigen würden, die Rassisten hier und Rassisten dort «entlarven»!)

Wer mit dem Identitätsthema wenig vertraut ist, kann hier einen tiefen Einblick nehmen und sich allenfalls da und dort auch selbst gespiegelt sehen. («Wer sein Wissen ganz enorm erweitern will und dabei jede Menge Spaß haben und einfach ein tolles Buch lesen möchte, liest 'Identitti'.» Volker Weidermann, Spiegel Online, 20.02.21) Man erfährt, dass Sensibilität kein Status, sondern ein Prozess ist. Während Nivedita anfangs auf die Frage (auf Grund ihres Aussehens), woher sie komme, bereitwillig Auskunft gibt, rastet sie später auf dieselbe Frage geradezu aus und erleidet einen Zusammenbruch. Und wir lernen: In der Frage «woher kommst du?» steckt die Botschaft: Dein Aussehen mutet fremd an. Die Frage ist rassistisch.

Identitti ist ein Roman mit viel Fiktion, aber auch Realitätsbezug: «Mithu Sanyal hat selbst schon ein paar Stürme im Netz überstanden und auf Twitter viele Schlachten geschlagen. So hat sie nun Twitter-Freunde, Sparringspartner und Kritiker gebeten, den Fall Saraswati wie ein reales Ereignis zu behandeln und in Form von kommentierenden Tweets zu begleiten, die eingestreut werden wie ein griechischer Chor. Fatma Aydemir, Patrick Bahners, Meredith Haaf, Fatima Kahn, Ijoma Mangold, Jacinta Nandi, Ruprecht Polenz, Jörg Scheller, Hilal Sezgin, Minh Thu Tran, Hengameh Yaghoobifarah und viele weitere haben mitgemacht, nur wirkliche Hass-Kommentare sind fiktiven Sprechern zugeordnet. Das fühlt sich alles sehr echt an.» (Tobias Kniebe) Mit einem Tweet aus der Schweiz ist Regula Stämpfli vertreten.

«Sanyal hat ein unerhörtes Talent, sowohl die Freiheiten des auf die Spitze getriebenen Denkens als auch die Grenzen des Diskurses aufzuzeigen. ... Eines der originellsten Bücher dieses Frühjahrs.» Katharina Teutsch,