Boden, Bauen, Landschaft
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- Erstellt: Mittwoch, 04. Oktober 2017 18:47
Mein Berufswunsch zur Gymnasiumszeit war klar. Nein, nicht Musik, was annähernd meine Hauptbeschäftigung war, sondern Architektur. Der Unterricht meines Kunstlehrers, der uns verschiedentlich auf Architekturexkursionen mitnahm, animierte mich dazu und schreckte gleichzeiti ab:
Zwar besuchten wir Beispiele guter Architektur, doch bei der Gelegenheit sahen wir auch sehr viel Schlechtes und Mittelmässiges. Würde ich ein Architekt werden, der es besser macht. Ich zweifelte. In diesen Zweifel fügte sich ein Gespräch mit einem anderen Exkursionsteilnehmer, vielleicht Architekt, der mich auf die Raumplanung hinwies, eher von der sozialwissenschaftlichen Seite / Soziologie herkommend. Ich hörte zum ersten Mal vom Fach Soziologie und nahm mir dieses Studium vor. Ein genussvoller Seitensprung war die Historische Siedlungsgeografie von Prof. Georges Grosjean. Dann machte ich ein Praktikum am Institut für Orts- Regional- und Landesplanung an der ETH Zürich während ein Freund ein Praktikum beim Stadtplanungsamt Zürich machte. Danach war ich "geheilt":
nie würde ich es aushalten, Ideen zu entwickeln und Pläne zu zeichnen, die danach in den Shredder der Politik geraten, um von dort - zur Unkenntlichkeit verändert - zur Überarbeitung zurückzukommen - und nochmals und nochmals.So blieb ich denn in den Fächern Soziologie und Wirtschaft. Dann führte mich der Weg direkt in die Situation, die ich hatte vermeiden wollen: Mir wurde nach dem Studium eine Stelle in der Hochschulplanung angeboten. Gleichwohl eine interessa Erfahrung, deren Ergebnisse zwar nicht im Shredder, sonder .... in der Schublade landeten. Schliesslich wurde ich selbständiger Unternehmer, der keine merkwürdigen Vorgesetzenentscheide zu erdulden hat, sondern "nur" die Realität des Marktes, die ganz einfach zu akzeptieren ist.
Es gab einen andere Entwicklung, die mein Interesse am Architektenberuf dämpfte. Was ich an Bautätigkeit im Dorf erlebte, betraf Einfamilenhäuser und Villen - und damit eine Bauherrschaft, die mich wenig interessierte. Ich entdecte erst viel später, was es an spannenden Aufgaben im Bereich von Umnutzungen alter Bausubstanz gibt. Doch zu jener früheren Zeit beschäftigte mich die Bodenfrage. Es war mir schwer erträglich, dass Stück um Stück der Wiese abgetrennt und zum Bauplatz gemacht wurde. Wenn der Boden einmal gekauft, schien der Eigentümer damit machen zu können, was ihm beliebte (Einhaltung der Bauvorschriften vorbehalten). Und so entstanden da auf der Wiese Bauten, die eine grosse Beliebigkeit, aber keinerlei ästhetisches Konzept zum Ausdruck brachten.
Der fast etwas zufällige Besuch (etwa 2010) des Bregenzerwaldes mit seiner pionierhaften Architektur spülte vieles von dem wieder in den Vordergrund, was längst verschüttet schien. Vorangegangen waren einige Erfahrungen mit Umnutzungen im Rahmen der CoOpera, die ebenfalls mein Interesse weckten. So fuhr ich denn immer wieder in den Bregenzerwald und versuchte zu begreifen, was und weshalb da etwas geschah, was bei uns unmöglich erschien. Eine Zusammenfassung dieser Überlegungen erschien in der Zeitschrift Architektur und Mensch. Auf diesen Seiten ist vor allem vom Bregenzerwald die Rede, wohin ich auch mit Gruppen reiste.
Eben hatte ich in der Zeitschrift Hochparterre gelesen, von einer Retraite der Redaktion: "Weil Haltung auch mit Herkunft zu tun hat, deklarierten wir an diesm Nachmittag in einer Art Speakers' Corner auch, was uns beruflich prägte." Damit wird auf Darstellungen in diesem Heft hingewiesen, die mit einem Besuch von Axel Simon bei Florian Aicher berichtet, dem Architekten und Architektur-Schriftstelle, dem ich selber auch manches verdanke.
Bild: Umbau des Untergeschosses des Kosthaus Lenzburg. Foto: Matthias Wiesmann