Die Wiederkehr magischen Denkens …

… und das Wiederauftauchen des autoritären Staates

Kant Immanuel FotoliaDer Grazer Professor Peter Strasser warnt in der NZZ vom 4. Sept. 2021: «Je mehr der Gedanke kursiert, dass es für Massnahmen gegen den Klimawandel zu spät sei, desto drängender könnte das Magische in seiner polit-theologischen Form werden. Wir sollten auf der Hut sein vor Usurpatoren der Macht.»

Man mag tatsächlich verschiedene Arten von Irrationalismen als Gefahr ansehen. Strassers Appell, dem Handeln erfahrungswissenschaftlich begründetes Wissen zugrunde zu legen, kann ich ohne weiteres zustimmen. Nur: was kann als erfahrungswissenschaftliche Begründung gelten? Dies ist nicht so eindeutig, wie es derzeit behauptet wird. So scheint es derzeit angesichts von Covid19 ein einziges rationales Handlungsmuster zu geben: sich impfen zu lassen.

Bild: Immanuel Kant   –   Hier gehts zum Blog

Leonardo Sciascia

Sciascia1Sciascia2«Und dann erinnerte er sich an den Tag im Frühling, als sie jenen Goethe nach Monreale begleitet hatten, ein Mann, den wegen einer Tonscherbe von Selinunt, einer Münze aus Siracusa Rührung überkam, der aber angesichts der Pracht von Monreale keinerlei Regung zeigte, ja sich von ihr beinahe belästig fühlte.» Diese Erinnerung lässt Leonardo Sciascia den jungen Rechtsgelehrten Francescon Paolo Di Blasi formulieren, der später am Galgen enden sollte.

Zwei Buchhinweise
1. auf die deutsche Neuerscheinung Ein Sizilianer von festen Prinzipien. Essayistische Erzählungen. Von Leonardo Sciascia (2021)
2. vom selben Autor Das ägyptische Konzil in Die Andere Bibliothek (2016) mit einem Seitenblick auf die Italienische Reise von J.W. Goethe und Johann Gottfried Seumes Spaziergang nach Syrakus.

Ein Sizilianer von festen Prinzipien. Edition Converso, Bad Herrenalb 2021. ISBN 9783981976397, Gebunden, 200 Seiten, 23.00 EUR
Das ägyptische Konzil. Die Andere Bibliothek, Berlin 2016. ISBN 9783847703778, Gebunden, 372 Seiten, 42.00 EUR

Hier geht's zu den Buchvorstellungen.

Mithu Sanyal: Identitti

Identitti«Identität» gehört zu den emotionalsten Begriffen und Themen im gesellschaftlichen Umgang. Vielleicht gerade auch deshalb, weil dem Thema ein Irrtum zugrunde liegt. Man sagt: «Ich bin Schweizer», «Ich bin Banker», «Ich bin ein Mann», «Ich bin Pazifist» – und markiert mit diesen Formulierungen keinerlei Distanz zwischen sich, dem eigenen Ich und dem, wozu man sich zugehörig fühlt, zu den Schweizern, den Bankern, zu den Männern, zu den Pazifisten – und manchmal, zum Beispiel im Fussballstadion, gibt es vielleicht auch gar keine Distanz. «Identitätskämpfe sind Kämpfe um Fiktionen in der Wirklichkeit. Und manchmal sind sie Kämpfe mit ganz realen Opfern» schreibt Mithu Sanyal in ihrem Nachwort. Und ihre Professorin im Roman fordert auf zu fragen: «Wer bin ich? Ich als Individuum?» Nicht die Frage ist massgeblich, welches die ausgeliehenen Identitäten der Gruppenzugehörigkeiten sind, sondern wer ICH bin – jenseits dieser Identitäten.

So tief schürfen die Gedanken in dem Roman, über den Katharina Teutsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt «Auf jeder Seite kann man mindestens drei mal laut lachen.»

Mithu Sanyal: "Identitti". Roman.
Hanser Verlag, München 2021. 432 S., geb., 22,- [Euro].

Hier geht's zum Bericht

Und zum Abgleich: Die Genderthematik 1893

Sahra Wagenknecht: Die Selbstgerechten

Gelegentlich schreibe ich einen Bericht über meine Lektüre. Diese Berichte beginnen mit:

SahraWagenknechtSahra Wagenknecht: „Die Selbstgerechten: Mein Gegenprogramm – für Gemeinsinn und Zusammenhalt“. Campus, Frankfurt a. M. 2021, 345 Seiten, 24,95 Euro

Aus dem Klappentext:

Urban, divers, kosmopolitisch, individualistisch - links ist für viele heute vor allem eine Lifestylefrage. Politische Konzepte für sozialen Zusammenhalt bleiben auf der Strecke, genauso wie schlecht verdienende Frauen, arme Zuwandererkinder, ausgebeutete Leiharbeiter und große Teile der Mittelschicht. Ob in den USA oder Europa: Wer sich auf Gendersternchen konzentriert statt auf Chancengerechtigkeit und dabei Kultur und Zusammengehörigkeitsgefühl der Bevölkerungsmehrheit vernachlässigt, arbeitet der politischen Rechten in die Hände. Sahra Wagenknecht zeichnet in ihrem Buch eine Alternative zu einem Linksliberalismus, der sich progressiv wähnt, aber die Gesellschaft weiter spaltet, weil er sich nur für das eigene Milieu interessiert und Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft ignoriert.

Hier geht's zum Bericht

Hinweis: Publikationen und Benachrichtigung

Bücher2Gelegentlich werden Beiträge dieses Blogs anderweitig übernommen, anfang dieses Jahres beispielsweise in einer regionalen Zeitschrift des Rhein-Main Gebiets (Thema Verschwörungstheorien). So entsteht ein Eindruck der Reichweite dieses Blogs.

Hinweisen möchte ich an dieser Stelle auf die Publikationen in Buchform und in Sammelpublikationen.

Und noch etwas: wer keine Beiträge verpassen will, kann seine E-Mail-Adresse auf meine Mailingliste setzen lassen (k.m.wiesmann(at)gmail.com).

Säulenheilige stürzen

Simeon StylitesSäulenheilige im ersten christlichen Jahrtausend waren Asketen und setzten sich selber auf ein Säule. Heute werden sie von Kritikern beziehungsweise Polemikern zu Säulenheiligen gekürt. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn eine Persönlichkeit Bewunderung oder gar Verehrung erfährt. Verehrung fordert Kritiker heraus, an der tatsächlichen oder vermeintlichen Säule zu rütteln – in diesem Fall traf es Rudolf Steiner, «Rüttler» auf der Seite «Meinung & Debatte» der NZZ (10. Juni 2021) war der Rechtsphilosoph Prof. Peter Strasser, Graz.

Auf diesen Beitrag unter dem Titel «Rudolf Steiner – Anthroposoph, Rassist» werde ich hier eingehen. Nach dem Titel des Beitrags in der NZZ abgedruckten Beitrags folgt im Lead die Feststellung «Er ist der Säulenheilige einer ganzheitlichen Lebensführung. Und doch steht der Anthroposoph Rudolf Steiner keineswegs mit weisser Weste da. Seine Schriften sind voll rassistischer Töne. Nur will das kaum jemand zur Kenntnis nehmen.»

Anlässlich dieser Publikation greife ich erstmals in diesem Blog ein anthroposophisches Thema auf. Hier geht's zum Text.

BioBauer: 2 x Ja

Diesmal nur ganz kurz mit Link: der Demeter-Bauer Alfred Schädeli (mein früherer BioSchwand-Partner) begründet, weshalb er die beiden «extremen Agrar-Initiativen», wie sie landauf, landab tausendfach auf Wiesen und an Bauernhäusern genannt werden, befürwortet.

bionetz.ch hat seine Stellungnahme veröffentlicht.