Kritik der Professionalisierung
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- Erstellt: Dienstag, 25. Oktober 2022 11:33
Im Jahr 2014 hatte ich die Aufgabe übernommen, das Skript für ein Video-Portrait einer grossen heilpädagogischen Institution zu verfassen. Mit den Aufnahmen folgten wir einem straffen Zeitplan. Unvorhergesehenes brachte uns in Zeitnot. Wir – der Kameramann und ich – versuchten mit dem Wohngruppenleiter, einem Sozialpädagogen, einen geeigneten Zeitpunkt zu finden. Als er sagte: «Morgen habe ich frei», schöpften wir Hoffnung, merkten aber gleich, dass er damit sagen wollte: «Morgen geht gar nicht.» Wir fragten nach, ob er denn sonst etwas vorhabe. «Nein» – und er fuhr gleich mit der Begründung fort: «Ihr seid selbständig und könnt arbeiten, wann und so viel ihr wollt. Aber ich bin hier angestellt. Und wenn ich frei habe, habe ich frei.» – Damit zeigte dieser Mann ein echt professionelles Berufsverständnis. Zur Professionalität gehört die Abgrenzung – und einiges mehr. Professionalität heisst, die (soziale) Realität nicht zu nah an sich herankommen zu lassen. Und auch, mit Hilfe von sprachlichen Maskierungen nicht zu viel von sich preiszugeben. Davon ist in diesem Beitrag (verlinktes PDF) die Rede. (Link zum Beitrag)